Kaninchen und auch alle anderen Kleinsäuger sind Meister darin, Krankheitssymptome zu verschleiern. In der Natur werden kranke Tiere aus der Gruppe ausgeschlossen, und sind somit sehr leichte Beute für Raubtiere. Daher verstecken sie ihre Krankheiten besonders gut und wir müssen als Besitzer, Besitzerinnen und Tierärztinnen sehr genau auf kleinste Anzeichen achten.
Daher empfehlen wir eine regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustands.
Dazu gehört, dass man sich die Tiere täglich anschaut. Neben der Kontrolle aller anderen Körperöffnungen (Maul, Nase, Augen, Ohren) sollte hier besonderen Wert auf die Anogenitalregion gelegt werden. Wenn ein Kaninchen Durchfall oder Urinabsatzbeschwerden und dadurch einen verschmierten After hat, kann das im Sommer Fliegen anziehen, die dann ihre Eier dort ablegen. Aus den Eiern schlüpfen Maden, die sich im Kaninchen einnisten und schwere Fraßschäden setzen können. Dieses Krankheitsbild nennt man Myiasis, welche innerhalb eines Tages auftreten kann, wodurch der tägliche Check so wichtig ist. Dementsprechend sollte man auch auf den Kot und dessen Konsistenz achten. Außerdem sollte kontrolliert werden, ob das Tier frisst (wenn ein Kaninchen einen halben Tag lang nichts frisst, ist das ein absoluter Notfall!).
Einmal wöchentlich sollten die Kaninchen gewogen und ein Gewichtsprotokoll geschrieben werden. Damit kann man einen Verlauf erkennen. Wir können von außen erstmal nicht beurteilen, ob ein Kaninchen in der gleichen Zeit fünf oder zwanzig Heuhalme frisst, wir sehen nur, dass es frisst. Ein Kaninchen, dem es nicht so gut geht, frisst häufig etwas weniger und nimmt damit langsam ab. Um eine solche Tendenz erkennen zu können, sollte man das Gewicht regelmäßig messen und notieren. Bei draußen lebenden Tieren kann eine Gewichtsschwankung über den Winter-Sommer-Wechsel normal sein und die Kontrollen sollten zu der gleichen Zeit stattfinden, um bessere Vergleichswerte zu haben.
Regelmäßig sollte man auch auf die Krallen achten und diese, wenn nötig, kürzen. Denn mit sehr langen Krallen kann ein Tier leicht hängen bleiben und sich diese ausreißen. Auch das Fell kann ein Zeichen für eine Krankheit sein, wenn das Kaninchen im Fellwechsel Büschel lose Haare im Fell hängen hat, diese aber nicht alleine loswird. In so einem Fall sollte man die losen Haare weg streicheln, vorsichtig bürsten oder zupfen. Damit unterstützt man das Tier, das nicht alle dieser Haare mit der Zunge entfernen muss, wodurch viele Haare aufgenommen und vom Magen-Darm-Trakt verarbeitet werden müssen.
Neben der Anogenitalregion gehören wie bereits erwähnt auch die anderen Körperöffnungen zum Check: das Mäulchen, die Nase und die Ohren.
Im Mäulchen gehören vor allem die Zähne zum wöchentlichen Check. Dazu kann man nur die Schneidezähne beurteilen. Diese sollten gerade zueinanderstehen und etwa gleich lang sein (wobei die unteren etwas länger sein dürfen). Die Backenzähne können von außen leider nicht beurteilt werden. Die Zähne der Kaninchen wachsen ein Leben lang und können leicht Probleme machen, wenn sie falsch oder zu wenig abgenutzt werden. Zahnspitzen können sich in die Backe oder Zunge bohren und Verletzungen setzen. In solchen Fällen ist eine genaue Inspektion der Maulhöhle in Narkose, sowie die Beurteilung der Zahnwurzeln mittels bildgebenden Verfahren unerlässlich, um eine entsprechende Therapie einleiten zu können.
Bei den Augen und der Nase sollte man auf Ausfluss achten – tritt vermehrt Sekret auf? Wie sieht dieses aus – klar/ gelblich etc. Im Zweifel solltest du einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Die Ohren sollten auf vermehrte Ohrenschmalzproduktion überprüft werden, da dies auf ein tieferliegendes Problem hinweisen kann. Besonders bei Widderkaninchen, die leider sehr häufig Ohrprobleme haben und daher inzwischen auch zu den Defektzuchten zählen, muss sehr auf die Ohren geachtet werden. Der Ohrgrund kann abgetastet werden, wenn dort Knubbel bzw. Veränderungen auftreten, sollte das Kaninchen einem Tierarzt vorgestellt werden. Manchmal kann auch ein Juckreiz oder eine Schmerzempfindlichkeit einen Hinweis bieten, dass das Tier darunter leidet.
Neben den Körperöffnungen sollten die Pfoten täglich angeschaut werden, ob die Haut gerötet, entzündet oder ähnliches ist.
Außerdem sollten die Kaninchen mindestens einmal jährlich (zur Impfung) bei einem kaninchenkundigen Tierarzt oder Tierärztin vorgestellt werden. Wir können unter anderem die Backenzähne mit einem Endoskop einsehen, das Herz- und die Lunge abhören, den Bauch durchtasten und vieles mehr.
Bei Auffälligkeiten sollte das Tier immer zeitnah vorgestellt werden, bei fehlender Futteraufnahme sofort. Im Zweifel lieber einmal mehr anrufen und vorbeikommen als einmal zu wenig.
Bei Kaninchen stellt die Haltung eines der wichtigsten Themen dar. Die meisten gesundheitlichen Probleme werden durch falsche Haltung ausgelöst. Dazu zählt auch die Fütterung. Viele wichtige Infos dazu findet ihr beispielsweise unter: https://www.moehren-sind-orange.de/ oder https://www.heimtieraerztin.de/downloads/
Auch wichtig ist die Größe des Bereichs der Kaninchen, der Untergrund, die Haltung von mindestens zwei Kaninchen gemeinsam und damit die Vergesellschaftung. Eine Leitlinie zur Artgerechten Kaninchenhaltung wurde von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. erarbeitet und kann unter file:///C:/Users/info/Downloads/TVT-MB_157_Heimtiere-Kaninchen_09.2019.pdf nachgelesen werden.
Ein weiteres sehr wichtiges Thema bei den Kaninchen ist die Kastration. Dazu wird hier ein ausführlicher Beitrag folgen.
Bei einem Termin bei uns mit euren Kaninchen könnt ihr gerne alle Fragen stellen, besonders unsere Tierärztin Carolin Zimolong, die unsere Heimtiere betreut, berät euch gerne zu dem Thema.
Zusammengefasst:
Täglich anschauen:
– alle Körperöffnungen (Augen, Nase, Ano-Genitalbereich, Ohren)
– Pfoten
– Kot (und Urin wenn möglich)
– Fressverhalten
– Verhalten im Allgemeinen
Wöchentlich:
– Gewichtskontrolle
– Krallen
Mindestens jährlich:
– Tierarztbesuch