Geriatrisches Vestibularsyndrom

Das Vestibularsyndrom betrifft das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) im Ohr des Hundes. Da dieses die lineare Beschleunigung und Drehbewegung erfasst, kommt es bei Erkrankungen zu einer Störung der Selbstwahrnehmung im Raum. Das Gehirn bekommt eine falsche Position suggeriert. Das Vestibularsyndrom trifft häufig sehr plötzlich und stark auf, wodurch es Besitzern große Sorgen bereitet. Die Symptome beim Hund ähneln häufig den Symptomen eines Schlaganfalls beim Menschen.

Häufig sind eine Kopfschiefhaltung sowie ein Nystagmus (die Augen bewegen sich ständig horizontal) zu beobachten. Aber auch Schlappheit, Erbrechen, Schmatzen, Schwanken und Unwilligkeit zu laufen kommen vor.

Die Ursache für das geriatrische Vestibularsyndrom ist zum aktuellen noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass beispielsweise Durchblutungsstörungen im Innenohr, Infektionen, Lymphflussstörungen, Tumore oder Medikamente Auslöser sein können.

Durch die nicht bekannte Ursache kann diese auch nicht behoben werden, sodass dem Tier nur mit einer unterstützenden Therapie geholfen werden kann. Zur Diagnosefindung wird vor allem die Anamnese und die Symptome mit einbezogen. Selbstverständlich wird mindestens eine klinische Allgemeinuntersuchung mit eingehender Untersuchung des Herz-Kreislaufsystems durchgeführt, um mögliche weitere Probleme festzustellen bzw. andere Ursachen auszuschließen. Es können auch Blutuntersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen durchgeführt werden.

Die Therapie kann stationär oder zuhause erfolgen, ist aber auch abhängig von der Intensität der Symptome. Sie kann eine Infusionstherapie beinhalten, Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, Vitamin B12, Durchblutungsförderer oder bei besonders unruhigen gestressten Tieren auch Beruhigungsmittel.

Besonders wichtig für die Genesung ist aber Zeit und Ruhe. Auch daher ist manchmal eine stationäre Therapie in der Praxis oder Klinik die beste Option, da die Hunde dort in einer ruhigen, abgedunkelten Box viel Ruhe haben können ohne zuhause das Gefühl zu haben aufpassen zu müssen. Auch für Besitzer sind die Symptome oft so erschreckend, dass es auch für sie beruhigender ist, sie in professionellen Händen zu wissen. Einige Hunde können durch das Schwindelgefühl nicht richtig laufen und daher auch Urin und Kot nicht normal absetzen, sodass sie vorübergehend inkontinent sein können. Wenn Beruhigungsmittel eingesetzt werden, ist eine stationäre Überwachung sehr wichtig.

Eine deutliche Verbesserung der Symptome tritt meist in den ersten 72 Stunden auf, eine vollständige Genesung braucht teilweise 2-3 Wochen. In manchen Fällen kann eine leichte Kopfschiefhaltung zurückbleiben, die aber keinen Einfluss auf die Lebensqualität des Hundes hat.